Ein erstes Gespräch

oder: Vom Kontakt zum Kontrakt . . .

Die Welt entsteht im Auge des Betrachters.
(Humberto R. Maturana 1994)

Sie möchten sich zunächst einfach informieren, vor einem ersten Kontakt. Das ist gut so. Sie wissen allerdings auch, es braucht mehr als eine sachliche Information. Es braucht den persönlichen Eindruck, das Gespräch, bevor man sich auf eine gemeinsame Arbeit einlässt. Es geht nicht nur um Inhalte, um sachliche Themen, es geht ebenso darum, eine gute Arbeitsbeziehung zu gestalten. Das bedeutet, es geht um „Kopf und Bauch“.  Wie finden Sie für sich und Ihr Anliegen den geeigneten Berater (Coach, Trainer, Begleiter)? Braucht es einen Psychologen? Wie passen wir zueinander?

Vor einem Telefonat oder Gespräch haben Sie vielleicht bereits erste Überlegungen oder mehr oder weniger konkrete Fragen formuliert: Es gibt einen Anlass – und das ist der Ausgangspunkt unseres ersten Kontakts.

– Sie sind mit einer bestehenden Situation nicht oder nicht ganz zufrieden, es gibt eine Problemlage: „Wie gehe ich mit dieser Situation, mit dem Problem um?“
– Sie wollen etwas ändern, verbessern, suchen nach einer Lösung: „Was ist zu tun? Was kann und will ich selbst tun?“
– Sie überlegen: „Schaffe ich das alleine oder will ich mich unterstützen lassen, lass ich mir helfen?“, „Brauche ich Entlastung, zusätzliche Ressourcen?“
– Sie suchen nach Klarheit und Orientierung: „Wie kann ich die Situation besser verstehen?“, „Was möchte ich erreichen?“, „Was ist zu tun?“
– Sie hoffen auf den Erfolg. Sie sind zuversichtlich, dass eine Veränderung gelingt und positive Konsequenzen nach sich zieht: „Wie erkenne und spüre ich eine Verbesserung?“, „Was ist gut für mich?“, „Was bedeutet für mich, den Erfolg genießen und feiern?“

Das Erstgespräch dient einer ersten Information und Einschätzung – beiderseits.
Möchten Sie und ich ein „Arbeitsbündnis“ eingehen? An welchen Regeln orientiert sich unsere Zusammen-Arbeit? Wie kann ein vorläufiger Arbeitsauftrag lauten?

Sie sind in der Rolle des Kunden, ich in der Rolle des Dienstleisters. Den Kontrakt über die Zusammenarbeit verhandeln wir als Partner. In der Psychologie heißt dies „Auftragsklärung“ und sie beinhaltet auch eine Klärung des Rahmens (Kontextes). Nach meinem Arbeitsverständnis ist dieses Gespräch nicht nur rein diagnostisch oder dient der Erwartungsklärung, es ist gleichzeitig Bestandteil meiner Beratung. Unsere Wahrnehmung und unser Erkennen verändern sich, vieles wird erst im Arbeitsprozess deutlich.

So erinnere ich nochmals an das Eingangszitat von Maturana: Die Welt in der wir leben ist nicht unabhängig von uns. Wir erschaffen sie gemeinsam im Prozess des Erkennens und im Verwandeln der Erkenntnis in Sprache oder Bilder. Der Hörer oder der Betrachter (der Adressat) und nicht der Sprecher oder Autor (der Sender), bestimmt die Bedeutung einer Aussage. Die Wirkung einer Botschaft entfaltet sich beim Empfänger. Kommunikation zwischen Menschen ist mehr als „Informationen mitteilen“, sie ist soziale Einflussnahme. Das Erstgespräch – die Auftragsklärung – birgt bereits Potentiale für Veränderungs-prozesse. Diese Chance können und sollten wir nutzen.